Die Wildkatze fühlt sich in Herborn wohl
Genetische Nachweise bestätigen: Die Europäische Wildkatze hat die Gegend rund um Herborn zu ihrem Zuhause gemacht.
Die seltene Wildkatze ist rund um Herborn heimisch. Dies zeigen genetische Nachweise der streng geschützten Art, die der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) zusammen mit dem Dillkreisjäger e.V., dem BUND Herborn und NABU Hörbach sammelte. „Der Wildkatze auf die Spur gekommen sind wir mithilfe der genetischen Untersuchung von Haarproben. Im letzten Winter stellten wir zwischen Driedorf, Breitscheid und Herborn sogenannte Lockstöcke auf. An neun der elf Stöcke rieben sich Wildkatzen“, so Susanne Schneider vom BUND Hessen. „Wir vermuten daher, dass die Populationsdichte der Wildkatzen im untersuchten Bereich recht hoch ist.“ Dies spiegelt das Ergebnis einer vorangegangenen Untersuchung aus dem Jahr 2018 wider, bei der die Wildkatze in weiten Teilen des Lahn-Dill-Berglands nachgewiesen werden konnte. Die Bereiche westlich von Herborn waren damals nicht beprobt worden, was nun nachgeholt wurde. Die Untersuchung wurde im Rahmen des BUND-Projekts „Wildkatzenwälder von morgen“ durchgeführt, das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert wird. Das Land Hessen ist Co-Förderer des Vorhabens.
„Wir freuen uns, nun genetische, also sichere Nachweise der Wildkatze für Herborn zu haben. Wir sehen sie seit einigen Jahren regelmäßig bei der Ansitzjagd und auf den Wildkameras – dies sind aber streng genommen nur unsichere Nachweise. Die Anwesenheit von Wildkatzen in unseren Revieren ist etwas ganz Besonderes. Die Art steht mit ihren hohen Lebensraumansprüchen stellvertretend für eine Vielzahl anderer Tierarten und zeigt uns, dass der Lebensraum intakt ist“, erklärt Silvan Schönhofen von den Dillkreisjägern.
Kleiner Wermutstropfen: Bei einer der Wildkatzen handelt es sich um einen Hybriden, also einen fruchtbaren Mischling aus Haus- und Wildkatze. In Hessen noch verhältnismäßig selten nachgewiesen, stellen Hybride in anderen Regionen Deutschlands, so beispielsweise in Baden-Württemberg, ein zunehmendes Problem dar. Durch die Paarung mit Hauskatzen kann die Wildkatze langfristig in Bedrängnis geraten. Auch die Übertragung von Krankheiten kann sich auf die Wildkatzenpopulationen negativ auswirken. „Es ist sehr wichtig, die Freigänger unter den Hauskatzen zu kastrieren“, führt Schönhofen aus. „Hier sind alle Katzenbesitzende in der Verantwortung und können etwas für den Artenschutz tun. Die in diesem Jahr in Kraft getretene Katzenschutzverordnung in Herborn ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Baustein.“
Hintergrund:
In Hessen leben schätzungsweise wieder über 1.000 Wildkatzen. Einst durch massive Bejagung fast ausgerottet, steht die Art heute unter strengem Artenschutz und kann sich langsam wieder ausbreiten. Damit dies auch weiterhin passieren kann, wertet der BUND im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ mit gezielten Maßnahmen im Wald die Lebensräume der Wildkatze auf. Dies trägt gleichzeitig dazu bei, Wälder artenreicher und widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen. Außerdem möchte der BUND Verbreitungslücken mithilfe von Lockstockuntersuchungen schließen. Dabei bringen freiwillige Helferinnen und Helfer Holzstöcke in Gebieten aus, in denen die scheue Wildkatze vermutet wird und besprühen diese mit Baldrian. Der Geruch ist den Sexuallockstoffen der Wildkatze sehr ähnlich und zieht die Tiere magisch an. Die Katzen reiben sich am rauen Holz und hinterlassen Haare, die von den Helfer*innen abgesammelt werden. Anschließend werden die Proben für eine genetische Untersuchung zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung nach Gelnhausen geschickt.
Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um.
Seit 2004 engagiert sich der BUND in seinem „Rettungsnetz Wildkatze“ für den Schutz der gefährdeten Tiere und ihres Lebensraums.
Wildkatze am Lockstock (Foto: Helmut Weller)