Gedanken zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
Liebe Dillkreisjägerinnen und -jäger,
liebe Freunde und Förderer,
das Jahr 2023 neigt sich seinem Ende zu, Zeit zum Innehalten und zum Nachdenken. Die Hoffnung auf Frieden hat sich leider nicht erfüllt, im Gegenteil. Auch bei uns bestimmen meistens die Berichte über Krisen die Schlagzeilen.
Darüber gerät leicht in Vergessenheit, dass es jeder von uns in der Hand hat, dazu beizutragen, Leid und Schmerz zu lindern, hinzuschauen, wenn Menschen oder Tiere in Not sind, zuzuhören, bevor alleinlebende Menschen vereinsamen, und sich für unsere Natur und Umwelt tatkräftig, aber nicht durch Krawall, einzusetzen.
Und da gibt es durchaus Positives zu berichten:
Im Lahn-Dill-Kreis erkennen immer mehr umweltbewusste Mitbürger oder Schulklassen, dass Parolen der Natur nichts nützen, und beteiligen sich an Wiederaufforstungsprojekten oder beim Müllsammeln im Wald und an Bachufern. Hobbygärtner verzichten auf Pestizide, weil sie Bienen und Insekten und das Grundwasser nicht schädigen wollen. An Weihnachten gehen heimische Firmen zunehmend dazu über, statt Kundenpräsente einen Geldbetrag an örtliche Vereine zu spenden. Wie hierdurch konkrete Umweltinitiativen vor Ort anerkannt und gefördert werden, zeigt beispielhaft ein Unternehmen für Industrieklebstoffe aus der “Klimagemeinde” Sinn, das in diesem Jahr den Vogelschutzverein Niederscheld unterstützt, und es in seinen Weihnachtsgrüßen an Kunden und Geschäftspartner auf den Punkt bringt: “Wir als Unternehmen sind Teil unserer Heimat und tragen hierdurch dazu bei, dass es unserer Heimat und den Menschen (und auch Tieren), die hier leben, gut geht. Denn nur so geht es auch uns gut.”
Genau dies entspricht den Grundprinzipien, die wir schon in der Jungjägerausbildung vermitteln, und mit denen wir auch in der naturfernen Gesellschaft Akzeptanz finden. Denn jede und jeder weiß inzwischen, dass gesundes Leben -oder besser gesagt: Überleben- von Mensch und Tier nur in ökologisch intakten Lebensräumen möglich ist. Kürzlich sagte mir eine junge Frau zur Begründung, warum sie Wildbret beim Jagdpächter in ihrem Ort kauft: “Eigentlich ernähre ich mich vegan – aber das Fleisch von Tieren, die ein gutes Leben hatten, das esse ich”.
Was wir Jäger tagtäglich in unseren Revieren für die wildlebenden Tiere und ihr Lebensumfeld leisten, ist unsere Antwort auf die drängenden Probleme und Krisen in der Umwelt – keine Parolen und Lippenbekenntnisse, sondern praktische Arbeit für Natur und Umwelt. Diese gesetzliche Aufgabenerfüllung der Jägerschaft ist im übertragenen Sinne eine “Ökosystemleistung”, die auch einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise beinhaltet, und auch in diesem Jahr die Arbeit unseres Kreisjagdverbandes durch unseren 1. Vorsitzenden Dr. Rudolf Schönhofen und das Team unseres Geschäftsführenden Vorstandes in vielen Detailfragen bestimmt hat.
Natürlich stand ganz konkret an allererster Stelle die Landtagswahl im Oktober im Fokus, weil wir uns gegen die Demontage der Hegegemeinschaften und die ständig wachsende Ideologielastigkeit der grünen Jagd- und Umweltpolitik gewehrt haben. Denn die Hegegemeinschaften sind ein unverzichtbares Instrument nicht allein zur Beratung der Jagdbehörde bei der Abschussplanung, sondern für die Gewährleistung waidgerechter Bejagungs- und Hegegrundsätze in den angeschlossenen privaten und staatlichen Revieren. Aber auch im “Kerngeschäft” unseres Jagdvereins war genug zu tun. Bei der Jagdhundearbeit sorgte Sonja Göbler und ihr Team für die Durchführung von Ausbildungslehrgängen und Prüfungen auf bewährtem Niveau. Für unsere Jungjägerausbildung mussten wir einen neuen Obmann und Ausbildungsleiter finden, da Stefan Heinigh sein großes Engagement aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fortsetzen konnte. Mit dem zum höheren Forstdienst befähigten und als Geschäftsführer eines holzverarbeitenden Unternehmens tätigen Rüdiger Stahl konnten wir einen Nachfolger finden, der zusammen mit seinem Ausbilderteam wieder einen Jungjägerkurs durchführt, der im vergangenen Monat begonnen hat. Für Aus- und Fortbildung im jagdlichen Schießen von Jungjägern wie Vereinsmitgliedern sind Gert Voß und Wolf Oester unsere verlässlichen Stützen. Als absolute Erfolgsgeschichte hat sich auch der offizielle Start unseres Drohnen-Jungwildrettungsteams mit Obmann Andi Lehmann an der Spitze erwiesen. Und im neuen Arbeitsbereich Waldpädagogik/Umweltbildung konnten Andi Lehmann und sein Team mit dem Präparateanhänger der Kreisjägerschaft Siegerland-Wittgenstein beim Walderlebnistag im Wildpark Donsbach, bei einer Jugendgruppe und in einem Kindergarten Jagd und Jägerschaft repräsentieren. Im kommenden Jahr wollen wir Sponsoren um finanzielle Hilfe bei der Beschaffung einer “rollenden Waldschule” bitten, die bei unserer wald- und wildpädagogischen Projektreihe “Lernort Natur” eingesetzt werden soll. Mit diesem modernen Equipment wollen wir noch anschaulicher und überzeugender der Öffentlichkeit und insbesondere in Schulklassen und Kindergärten erklären, dass Jagd und Hege angewandter Naturschutz sind. Neben der Tagesarbeit des Vorstandes mit unzähligen Schreiben, Stellungnahmen und Berichten sowie der Teilnahme an vielen Außenterminen, dem von Thomas Schäfer verantworteten Finanzwesen, der Tätigkeit von Sabine Henrich in der Geschäftsstelle oder der digitalen Umgestaltung unserer Mitgliederverwaltung nach der erfolgreichen Beantragung eines 5-stelligen Förderbetrages durch Michael Kampmann standen unsere Mitarbeit im Naturpark Lahn-Dill-Bergland, Einzelvorhaben und Initiativen über Artenschutzprojekte, Geländebiketrailplanungen, Neugestaltung unserer Homepage, über aufgelassenen Weide- und Forstzäunen als Wildtierfallen bis hin zur Ausweisung eines stadtbildprägenden Baumes als Naturdenkmal auf der Agenda.
All denen, die sich an vielen Stellen vor und hinter den Kulissen für unseren Jagdverein engagiert haben, gilt unser aller Dank und die herzliche Bitte, sich auch im Neuen Jahr weiterhin mit Rat und Tat für den Kreisjagdverband, die Jagd und unser Wild einzusetzen.
Wenn wir nun Weihnachten feiern, das Fest der Hoffnung für die Menschheit und Anlass für persönliche Dankbarkeit und Demut, dürfen wir Dillkreisjäger angesichts der vielen Krisen, Notlagen und Probleme uns ins Bewusstsein rufen, dass wir in unseren Revieren Verantwortung für unsere Natur und damit die Lebensräume für Menschen und Tiere übernehmen. Wir haben es selbst in der Hand, ob das in unseren Jägerbriefen abgedruckte Bekenntnis von Oskar v. Riesenthal zu waidgerechter Jagd “wie sich’s gehört”, wodurch der “Schöpfer im Geschöpfe” geehrt wird, zu einer unverbindlichen Worthülse der Jagdtradition herabgewertet wird oder über die Zeiten hinweg weiterhin als Grundpfeiler deutscher Jagdethik unser jagdliches Denken und Handeln bestimmt.
Im Auftrag und Namen des Geschäftsführenden Vorstandes wünsche ich Ihnen eine frohe und besinnliche Weihnacht und einen guten Rutsch in ein gesundes, hoffentlich friedvolles, glückliches und erfolgreiches Jahr 2024.
Beste Grüße und Waidmannsheil
Jochen Decher